Studie: „Locking Down the Windows“
Im vergangenen Jahr haben russische Behörden nicht nur ihr bereits sehr repressives System verfeinert, sondern sind auch dabei, ein neues Modell der digitalen Zensur aufzubauen. Zusätzlich zu den bereits hohen Propagandabudgets stellten sie mehrere Millionen Dollar bereit, um sicherzugehen, dass die Bevölkerung in Russland vollständig von unabhängigen journalistischen Stimmen abgeschnitten wird. Eines der wichtigsten Ziele des Kreml: Russische unabhängige Medien im Exil.
Sowohl für die russische Zivilgesellschaft als auch für die westliche Berichterstattung spielen unabhängige Exilmedien eine zentrale Rolle: Diese Medien sind die einzigen unabhängigen Stimmen, die das russische Publikum noch erreichen können. Gleichzeitig bilden sie die Grundlage der westlichen Berichterstattung über Russland: ohne sie hätten viele internationale Medien Mühe, über die Geschehnissen in dem zunehmend abgeschotteten Land zu berichten. Aus diesem Grund arbeiten sie gerne mit russischen Kolleg:innen zusammen, wenn es um besonders wichtige Themen geht, wie z. B. Geheimdienst- oder Desinformationsoperationen im Westen.
Während die russischen Behörden einen Werkzeugkasten für die Zensur aufbauen – nicht nur für sich selbst, sondern für despotische Regime auf der ganzen Welt – investieren russische Exilmedien in Anti-Zensur-Technologien: Trotz ihrer vergleichsweise geringen Ressourcen und Größe haben sie eine breite Palette innovativer digitaler Lösungen entwickelt, um Zensurmaßnahmen zu umgehen – von „magic links“ bis hin zu Browsererweiterungen, die der Verlangsamung von YouTube entgegenwirken. Beeindruckend ist, dass sie dies weitgehend ohne die Unterstützung großer Tech-Unternehmen geschafft haben. Tatsächlich haben viele der Social-Media-Plattformen mehr Schaden angerichtet als Nutzen gebracht: Sie haben wahllos Hürden für russische Content Creator:innen geschaffen oder, schlimmer noch, wurden von Zensor:innen manipuliert, um unabhängige oder oppositionelle Inhalte zu entfernen.
Mit nur einem Bruchteil des Budgets, das ausgegeben wird, um sie zum Schweigen zu bringen, haben Russlands unabhängige Medien im Exil nicht nur gezeigt, dass sie dem Zensurregime standhalten können, sondern auch Ideen und Werkzeuge geschaffen, die ihren Kolleg:innen in anderen Teilen der Welt dienen können. Doch sie bleiben verwundbar und verdienen sowohl eine stabilere Unterstützung als auch die Unterstützung einer breiteren Palette von Akteur:innen – einschließlich großer Technologieunternehmen.
Dieser Bericht stellt den aktuellen Zustand des russischen Medienmarktes dar, der in eine neue, dunklere Phase eintritt, und gibt einen Überblick über die Medien, die sich dagegen wehren.
Laden Sie den vollständigen Bericht hier herunter.
Veröffentlichung: September 2024
Projektpartner: The Fix Research & Advisory
Vergangene Studien des JX Fund zur russischen Exilmedienszene finden Sie hier (2022) und hier (2023).